Orbis Incognita
Orbis Incognita - Das Rollenspiel
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6. Kapitel: Figuren auf den Schachbrett

Eine kleine, verschworene Streitmacht hatte sich im Orden des Chevillion versammelt. Andrej und Gregorian in ihren blitzenden Rüstungen gehörten sicherlich zu den besten Kämpfern in ganz Nevongard, dazu kamen Andrejs Freunde Baldowan, Sirion, Bendix und Rainald.
Der schweigsame Baldowan war Magier und konnte mit seinen Feuerzaubern selbst starke Gegner besiegen. Sirion war damit beschäftigt, seinen Elfenbogen zu überprüfen und seine Pfeile griffbereit im Köcher zu verstauen.

An einem Tisch sitzend unterhielten sich Rainald und Bendix über die Gegebenheiten im Kontor des Kaufmanns Balding. Bendix fingerte nervös an seinem Kurzschwert und ein gelegentliches Zucken seines Adamsapfels verriet seine Nervosität. Rainald saß ihm gegenüber und erzählte einen schmutzigen Witz, der Gregorians Mißfallen erregte, die anderen aber zum Lachen brachte.
Wenig später brachen sie auf und verteilten sich vorsichtig in den an das Kontor angrenzenden Gassen. Da es mittlerweile dämmerte, kamen ihnen die Schatten zu Hilfe. Gregorian war überzeugt, dass Balding die Konterbande schnellstmöglich würde weiterverteilen wollen, so dass Schnelligkeit gefragt war.
Wie verabredet erkletterte der kleine, geschickte Jäger Sirion die rauhe Außenwand des Kontors und spähte vom Dachfirst aus in den Hof hinunter. Einige Zeit lang passierte nichts. Sirion verharrte bewegungslos auf dem Dach und war nur als Silhouette wahrzunehmen.

Endlich gab der Jäger das verabredete Zeichen: Er imitierte einen Krähenruf und machte seinen Bogen schußbereit. Vom Dach aus hatte er hervorragende Möglichkeiten, in den Innenhof hinabzuschießen.
Andrej spürte Wut in sich aufsteigen, während sie lautlos auf das Hoftor zuliefen. Er dachte an den vergifteten Friedbert, an die Drogenlieferung und an die Attentäter, die ihm nach dem Leben getrachtet hatten. Ohne lange zu überprüfen, ob die Türe abgeschlossen war, nahm er Maß und trat das Tor gewaltsam auf.
Das Holz der Türe gab splitternd nach, aber Andrej löste eine Klingenfalle aus, die ihn in den Fuß traf, die Panzerung aber glücklicherweise nicht durchdringen konnte. Rainald murmelte verächtlich etwas, dass „Dietriche, du Stümper“ hätte heißen können und beeilte sich, hinter Andrej in den Hof zu stürmen.
Ihnen bot sich ein erfreuliches Bild: Die Wagen standen mitten im Hof und wurden soeben entladen. Auf dem vordersten Wagen waren bereits die verdächtigen kleinen Bündel freigelegt. Eine elegante Gestalt überwachte das Entladen und protestierte aufgebracht, als sie in den Hof stürmten.

„Ihr seid wegen Drogenschmuggel festgenommen, Balding!“ rief Gregorian. Die elegante Gestalt lachte und antwortete: „Niemals!“ Balding sprang geschmeidig hinter einen der Wagen und zog den Degen. Seine Bewegungen, die nicht zu einem Kaufmann passen wollten, verrieten reichlich Kampferfahrung.
Jetzt griffen auch seine Helfer zu ihren Waffen. Sie verfügten allesamt über Degen und Parierdolche, schienen aber keine Schußwaffen zu besitzen. Andrej atmete auf. Vor Pistolen und Arkebusen hatte er trotz seiner schweren Panzerung großen Respekt. Der Paladin zog sein Breitschwert und stürzte sich entschlossen ins Getümmel.
Zwar waren ihre Gegner in der Überzahl – sie waren immerhin zu zwölft – aber das machte Andrej wenig Sorgen. Sirion ließ vom Dach aus in aller Ruhe den Bogen sprechen und setzte den ersten Gegner außer Gefecht. Gregorian hatte Balding in einen Zweikampf verwickelt und drängte ihn mehr und mehr in die Enge. Andrej drang entschlossen auf einen der Banditen ein und entwaffnete ihn mit einem mächtigen Schlag, der eine Scharte im Breitschwert hinterließ.

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