Orbis Incognita
Orbis Incognita - Das Rollenspiel
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Wenig später zog Andrej, der junge Paladin, eine Sonderausgabe der gomdischen Postille hervor. "Habt ihr schon vom Gemäldediebstahl gehört? Irgendwer hat es geschafft, ein wertvolles Bild unter der Nase von Rupert von Broithen, dem Direktor des Lyceums, zu klauen und unerkannt zu entkommen! Ein starkes Stück, oder?" "Wann war das? Gestern?" wollte Baldowan wissen. "Ja, gestern gegen Mittag." "Ich habe zu dieser Zeit magische Aktivität gespürt, als ich aus dem Fenster blickte. Vielleicht gibt es da eine Verbindung? Ob ich mal mit Rupert reden kann?"
"Wohl kaum", gab Andrej zurück,"Rupert ist an seinem Schock gestorben!" Baldowan verstummte betreten, doch Bendix dachte weiter. "Seht ihr die Parallele nicht?" "Parallele?", verlangte Rainald mit morgendlich glasigen Augen zu wissen. "Na, die Parallele zum verschwundenen Schmuckstück der Blaudorns natürlich! Beide Male am hellichten Tag, beide Male dreister Diebstahl und beide Male sehr wertvolle Beute!"

Zunächst verstummten seine Freunde, doch dann setzten die Proteste ein: "Wir wissen noch gar nicht, ob Blaudorns Schmuckstück wirklich gestohlen wurde und das Gemälde könnte auch schon im Laufe der vorigen Nacht verschwunden sein!" Bendix blieb hartnäckig. "Nur mal angenommen, es waren Diebstähle. Wenn der Dieb den Schattenmantel für einen solchen Einbruch benutzt, dann könnte er durchaus am hellichten Tag ungesehen an Blaudorn beziehungsweise an Rupert vorbeigekommen sein. Wir können davon ausgehen, dass beide während der Diebstähle abgelenkt waren: Blaudorn war mit seiner Frau beschäftigt, und Rupert saß an den Aufsätzen der Primaner." Baldowan nickte zögernd. "Ausschließen kann man das nicht, aber meinst du wirklich, das der Schattenmantel noch in der Stadt ist?" Nach ihrem letzten Abenteuer, bei dem sie einige Verwicklungen zwischen zwei konkurrierenden Gaunerbanden aufgeklärt hatten, war ein Unbekannter mit dem Schattenmantel entkommen.

Natürlich hatten sie geglaubt, diese Person sei mit dem teuren Artefakt geflüchtet, nachdem der Rest der Bande des Kopfjägers Mirkov gefasst worden war, beweisen konnte das allerdings niemand. Mit viel Mühe und einige Biere später war es Bendix endlich gelungen, seine Freunde davon zu überzeugen, dass die Theorie zumindest stimmen konnte. Rainald und Baldowan wollten einige Nachforschungen in der Unterwelt anstellen und Andrej, der Paladin, wollte seine guten Verbindungen zum Adel nutzen, um einiges über die Tätigkeit der nevongardischen Ermittler in Erfahrung zu bringen.

Am nächsten Tag geschahen genau zwei erwähnenswerte Dinge, wenn man die Tatsache, dass Baldowan ohne Kater aufwachte, nicht als wichtiges Ereignis mitzählen wollte. Am späten Vormittag betrat ein junger Mann Bendix´ Kontor und klopfte ungeduldig mit den Fingerknöcheln auf das Stehpult des Händlers. Dieser stürzte in den Laden nach vorn, sich die Hände eilig an der Rückseite der Hose säubernd. "Guten Tag, werter Herr...? Wie kann ich zu Diensten sein?"
Sein gegenüber wischte die Frage nach dem Namen mit einer kurzen Handbewegung beiseite. "Mein Name tut nichts zur Sache. Einer meiner Kunden braucht dringend eine größere Menge Bier. Günstiges Bier." Bendix Gedanken überschlugen sich. Bier? Nun, Ale war strenggenommen kein Bier, aber wenn ein Kunde dringend günstiges Gesöff suchte, mochte ihm das egal sein.

Der Albioner betrachtete den Mann vor ihm nun genauer. Der war schon fast auffällig unauffällig: Von mittlerer Größe und Statur, die dunkelblonden, etwas schmierigen Haare halblang und schlecht geschnitten. Waffen konnte Bendix auf den ersten Blick keine erkennen. "Um welche Menge geht es denn?", setzte der Händler das Gespräch fort. "15 Fässer, zur Abholung noch heute nachmittag." Bendix überlegte kurz und nickte dann. "15 Fässer günstiges Bier, noch heute. Nun, die kann ich liefern. Für...", er überlegte, wie wichtig es ihm war, das unglückselige Ale loszuwerden und entschied sich, nicht allzu aggressiv zu feilschen, "...sagen wir, sechs Gulden je Fass, also insgesamt 90 Gulden sind wir im Geschäft."

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