Orbis Incognita
Orbis Incognita - Das Rollenspiel
Home
System
Karten
Tagebücher
Downloads
Kontakt

 

Mirkov reagierte mit der Erfahrung eines erfahrenen Kopfgeldjägers und formierte seine Schläger, die nun drohend ihre Waffen schwangen. Baldowan, der auf Magie im Allgemeinen und Feuerbälle im Besonderen hier in der Kneipe nach Möglichkeit verzichten wollte, grunzte bösartig, packte einen der schweren Eichentische und warf ihn mitten in die Gruppe seiner Gegner. Diesen Moment nutzte eine drahtige Gestalt mit Finsterelfenkapuze, um in den Kampf einzugreifen. Sie schob sich an Baldowan vorbei, setzte elegant über einen Tisch, packte einen Deckenbalken mit beiden Händen und trat einem der Schläger mit beiden Füßen ins Gesicht, dass er mehrere Meter nach hinten in eine Gruppe Kartenspieler segelte.
Mirkov gab dem Wirt, offenbar ein guter Freund, einen kleinen Wink, woraufhin dieser dem Kopfgeldjäger einen großen Morgenstern zuwarf. Unterdessen hatte Baldowan einen weiteren Schläger mit einem brutalen Aufwärtshaken getroffen, der die Kieferknochen splittern ließ. Bendix lehnte sich so entspannt wie möglich an seinen Pfosten zurück und beobachtete das Getümmel. Die Kartenspieler am Nebentisch hatten ebenfalls eine Rauferei begonnen, als der Schläger zwischen sie geflogen war. Auf dem Boden lagen die Karten verstreut, darunter erstaunlich viele Asse, nebenbei bemerkt....
Mirkov hatte seine verbliebenen zwei Getreuen neben sich gruppiert und schickte sich an, Baldowan mit dem Morgenstern zu attackieren. Morgensterne gehören zu den unangenehmsten Waffen überhaupt und Baldowan hielt vorsichtig Abstand. Sie hatten den Überraschungseffekt gut genutzt, doch war ein Nahkampf gegen einen Kopfgeldjäger kein Kinderspiel!
Mirkov sprang vor, täuschte links, täuschte rechts und ließ den Morgenstern dann mit aller Gewalt von rechts nach links schwingen. Baldowan taumelte ungelenk zurück und brachte sich mit Mühe in Sicherheit. Diesen Moment nutzte seine Begleiterin, um Mirkov von hinten eine Garotte um den Hals zu legen und kräftig zuzuziehen. Der Kopfgeldjäger fing augenblicklich an zu röcheln und versuchte, seine Finger zwischen Hals und Schlinge zu schieben. Sein Morgenstern war zu Boden gefallen. Baldowan war es unterdessen gelungen, die letzten beiden Schläger unschädlich zu machen, indem er einfach ihre Köpfe zusammenschlug. Bendix mußte bewundernd grinsen, den der Troll war eigentlich alles andere als ein guter Strassenkämpfer, doch diesmal hatte er sich ausschließlich auf seine gewaltige Körperkraft verlassen.
Bendix dankte Baldowan, nachdem dieser die Stricke durchtrennt hatte und nahm den herrenlosen Morgenstern vom Boden auf. Alicia hatte unterdessen den laut röchelnden Mirkov zu Boden gezwungen und zog mit aller Gewalt an der Garotte. Die beiden Freunde grinsten zufrieden. Der Kampf kam zu einem guten Ende.
Plötzlich schlug ein gefiederter Bolzen mit lautem "Plock!" zwischen ihnen in den Pfosten und acht bis zehn Schläger stürmten aus einer gut verborgenen Tür hinter der Theke hervor. "Erinnere mich daran, hier nie wieder etwas zu bestellen, Baldowan! Die Bedienung ist zu aufdringlich...", stammelte Bendix mit zusammengekniffenen Lippen.
Baldowan riß Alicia vom Boden hoch und sie stürmten Hals über Kopf durch den Schankraum davon, um sich draußen vor der Übermacht in Sicherheit zu bringen. Ihm schoß der Gedanke durch den Kopf, dass ein Feuerball als Deckung vielleicht angebracht wäre, als ein weiteres halbes Dutzend Schläger durch die Vordertür in die Kneipe geschossen kam. Jetzt wurde es wahrlich brenzlig. Bendix erbleichte und stotterte leise: "Warum ist der verdammte Paladin nie da, wenn man ihn braucht?" Alicia stimmte ein wildes Kriegsgeschrei an und schickte sich an, der Schlägerbande entgegenzutreten.
Baldowan beschloß, dass es jetzt allerhöchste Zeit war, einen Zauber zu wirken, und zwar einen von der mächtigeren Sorte. Vor ihnen rottete sich das Gesindel zusammen und schwang ein beeindruckendes Waffenarsenal, von hinten schoß ein weiterer Bolzen an ihnen vorbei, doch Baldowan zögerte, hier im "Schwarzen Drachen" seinen mächtigen Feuerball einzusetzen, schließlich mochte doch der eine- oder andere unschuldige anwesend sein.
Er konzentrierte sich mit aller Macht und pumpte seine ganze magische Kraft in einen Luftdruckzauber. Mit diesem Zauber konnte er enormen Druck auf Gegenstände, Objekte oder Menschen ausüben, so dass diese durch die Gegend wirbelten.
Der Magier richtete den Zauber gegen einen langen Eichentisch, der über und über mit Speisen und Tränken beladen war. Der Tisch flog wirbelnd durch die Luft und schlug mitten in den sechs neu hinzugekommenen Schlägern ein. Baldowan packte seine Begleiter an den Händen und stürmte so schnell es ging nach draußen. "Macht sie nieder!", hörte man Mirkovs heisere Stimme noch röcheln, dann stoben die drei Freunde davon. In der Türe wurde Baldowan von einer Kugel getroffen, die mit einem leisen Schmatzen durch seinen Lederpanzer drang und sich dann tief in die Schulter bohrte. Mit einem Ächzen zwang der Troll seine Beine, hinter der leichtfüßigen Alicia und Bendix herzuspurten. Doch nach dem mächtigen Zauber, den er gewirkt hatte, blieb ihm nicht allzu viel Kraft, das wusste er mit Sicherheit.

Die drei zwängten sich durch die Menschenmenge auf dem Nachtmarkt und erreichten schließlich erschöpft die oberen Bereiche Nevongards. Zu Baldowans Überraschung zeigten sich keine Verfolger. Er lehnte sich an eine Hauswand und spürte den rauhen Putz an der Stirn, als sich wunderbar weiche Lippen auf seine Wange drückten und eine helle Stimme flüsterte: "Zu Schade, dass du ein Troll bist...!" Mit diesen Worten lief Alicia behende davon und ließ einen äußerst verlegenen, aber glücklichen Baldowan zurück. "Dumme Ziege. Er ist ein Troll! Ich bin ein Mensch, und mich guckt sie mit dem Arsch nicht an!", murmelte ein erboster Bendix und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, nachdem er mit der Zunge vorsichtig geprüft hatte, ob noch alle Zähne an ihrem Platz saßen.

© 2001-2024 by www.orbisincognita.de    Impressum    Kontakt