Orbis Incognita
Orbis Incognita - Das Rollenspiel
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Erster Tag

Die Gruppe, der ich mich in Nevongard angeschlossen habe, gefällt mir inzwischen ganz gut. Es stört allerdings ein wenig, dass wir einen skrupelbehafteten Paladin dabei haben, der andauernd Bedenken äußert, dass unsere Aura nicht sauber sei. Unser Troll Baldowan – er ist tatsächlich ein Magier!!! - ist heute auf Grund dringender familiärer Angelegenheiten plötzlich verreist, hat aber versprochen, so schnell wie möglich wieder zu uns zu stoßen.
Irgendwie vermisse ich den alten Kauz, man kann sich sogar ganz gut mit ihm unterhalten; er ist wohl einer der intelligentesten Trolle, die es gibt. Hoffentlich gewöhnt er sich während seiner Abwesenheit die Sauferei nicht ab – wenn er getrunken hat, riecht er nach Wein, Bier oder lecker Schnaps, wenn er mal nüchtern ist (was selten vorkommt), stinkt er nach Troll, was die edlen Sinne unseres Elfenjägers Sirion (und die seines Jagdhundes) immer ziemlich belastet. Trotzdem, eine nette Gruppe.

Wir entschlossen uns, zunächst einmal den Weindiebstählen im Lagerhaus am Hafen auf den Grund zu gehen. Wir bewachten das Haus sorgfältig, allerdings entdeckte nur Sirion, unser Elf, der sich im Inneren versteckt hatte, etwas Auffälliges. Den Diebstahl selbst bemerkte er nicht, allerdings fand er einen geheimen Zugang, durch den der oder die Dieb(e) das Lagerhaus betreten hatten. Der Zugang führte durch den Boden eines Weinfasses in einen Kanal unter der Stadt, der nahezu komplett mit Wasser gefüllt war.
Wir beschlossen, den Zugang zunächst unverändert zu lassen, um die Eindringlinge in einer der folgenden Nächte auf frischer Tat zu ertappen.

Zweiter Tag

Heute mussten wir zunächst mal Dienst als Leibwächter tun. Im Hause Blaudorn trafen sich die Vertreter der Handelsgilde, die wichtigsten Kaufleute und einige arrogante Advokaten, um über die Zukunft des Hauses Blaudorn zu beraten. Man, war das ein Aufriß: Die haben alle getafelt wie die Weltmeister, geklatscht wie die Marktweiber und gesoffen, dass unser Troll neidisch geworden wäre! Am Ende kam dabei nur raus, dass die Entscheidung erst in 14 Tagen fallen soll...

Währenddessen mussten wir uns im Hintergrund rumdrücken und den schmarotzenden Gästen beim Tafeln zuschauen. Interessant wurde es am Ende: Ich hörte seltsame leise Geräusche aus der ersten Etage. Während unser Jäger Sirion Rudolph Blaudorn dezent weiterbewachte, machte ich mich auf den Weg nach oben, löste dabei aber leider eine verdammt gut getarnte Schwerkraftfalle aus, die mich eine Minute lang hilflos in der Luft schweben ließ. Als es mir endlich gelang, unseren Paladin Andrej, der das Treppenhaus bewachte, auf meine missliche Lage aufmerksam zu machen, fand der Spuk auch schon ein unsanftes, lautes Ende, als ich auf die Treppe stürzte.

Zusammen mit dem Paladin spurtete ich die Treppe hinauf in das ehemalige Zimmer von Blaudorn Senior und fand es völlig verwüstet. Eine offene Tür wies mir den Weg ins angrenzende Schlafgemach, wo ich gerade noch eine schwarzgekleidete Gestalt durchs Fenster über ein gut getarntes Seil entschwinden sah. Noch voller Wut wegen der Schwerkraftfalle stürmte ich ohne viel Nachdenken hinterher, hangelte mich unglaublich schnell über das Seil auf das Dach des angrenzenden Hauses und holte den Eindringling fast ein, der sich knapp außerhalb meiner Reichweite über ein weiteres vorbereitetes Seil hinabhangelte. Ich hinterher – immer im Sprint durch die Menschenmenge – doch leider verschwand der schwarze „Zorro“, hinter dessen Maske wir den berüchtigten Assasinen Auguste de Gourmont vermuten, sehr gewandt in der Menschenmenge.

Als meine Begleiter nach einer Ewigkeit endlich auf der Strasse auftauchten, suchten wir die Gassen mit Hilfe von Sirions Hund ab, fanden aber nur ein mit Lavendelöl getränktes Zorrokostüm in einer Regentonne. Hier endete unsere Spur. Man, war der Typ geschickt, hatte seine Seile präpariert und sogar die Flucht perfekt vorbereitet! Geklaut hatte er aber nichts, lediglich ein kleines Geheimfach im Gemach von Blaudorn Senior fanden wir aufgebrochen vor. Mit Einverständnis unseres Auftraggebers habe ich meine Unterweltkontakte spielen lassen und 10 Gulden für sachdienliche Hinweise auf den Verbleib von Auguste de Gourmont ausgesetzt – dezent, versteht sich. Übermorgen wird sich zeigen, ob jemand etwas weiß.

Abends legten wir dann den Weindieben das Handwerk. Aus einer Karte, die Andrej im Katasteramt besorgt hatte, konnten wir entnehmen, dass die Diebe wahrscheinlich den Kanal unter dem Lagerhaus durch eine ganz bestimmte Luke im Hinterhof der Kneipe „Gekreuzte Säbel“ würden verlassen müssen, also legten wir uns dort auf die Lauer. Jäger und Paladin im Hinterhof (Der Paladin in Arbeiterkleidung als Besoffener getarnt – lächerlich!), der Elf auf der Hintertreppe versteckt. Ich schaute mich derweil in der Kneipe unauffällig nach verdächtigen Gestalten um. In so einer guten Kneipe bin ich lange nicht mehr gewesen. Ich konnte mich kaum auf meinen Auftrag konzentrieren. Nachdem ich beim Hundekampf (In den „Säbeln“ gibt es die wahrscheinlich größte und beste halblegale Tierkampfarena in Nevongard) richtig vorhergesagt hatte, dass der Hund mit seinen Prachtbeißerchen genau sieben Ratten töten würde und dafür 5 Taler einstreichen konnte, kam ich richtig gut mit den Leuten ins Gespräch. Hat Spaß gemacht, aber es trieb sich nur das übliche Gesindel herum – ich hätte die verschiedensten Rauschmittel billig erwerben können, und auch die körperliche Entspannung wäre nicht zu kurz gekommen. Neben den üblichen Angeboten der Hafenhuren habe ich auch ein ausgesprochen hübsches Mädchen soldalischen Aussehens kennengelernt, dass mich äußerst einladend angelächelt hat...

Etwas Verdächtiges konnte ich allerdings nicht entdecken, bis gegen Mitternacht der Paladin hereinstürmte und mich mitten aus den Vorbereitungen zum nächsten Rattenkampf riss. Zwei Diebe waren im Hinterhof aufgetaucht und hatten ihn mitsamt dem Karren, auf dem er scheinbar betrunken rumlag, aus dem Hof geschoben, offenbar, um freie Bahn zu haben.

Als wir jetzt um die Ecke spähten, fischten zwei zwielichtige Gestalten mit einem seltsamen Netz Weinkrüge aus dem Kanal und taten sich nebenbei auch noch daran gütlich. Mir kochte das Blut hoch. Diese abgefeimten Gauner! Wir ließen sie noch ein bisschen weitertrinken und stürmten genau in dem Moment aus unserem Versteck, als die beiden begannen, ihren Komplizen aus dem Kanal zu ziehen. Ich stürmte los, um dem Kerl meinen Schlagstock über den Kopf zu ziehen, der Paladin lief mit gezogenem Schwert hinter mir her und aus den Augenwinkeln konnte ich gerade noch sehen, wie unser Jäger den Hund loshetzte. Endlich wieder eine schöne Keilerei! Obwohl mein kraftvoller Schlag den Kopf des Diebes verfehlte, war der Kampf nur von kurzer Dauer. Der eine Dieb fiel tatsächlich in Ohnmacht, als unser Paladin ihm krachend seinen Schwertknauf auf den Kopf schlug, der andere wimmerte vor Angst, weil ihm der Jagdhund mit seinen hübschen Zähnchen am Arm hing. Solche Waschlappen! Der dritte hing noch im Kanal und harrte seines Schicksals.

Wir verhörten ihn und erfuhren, dass die drei ihre Beute dem Wirt der „Säbel“ verkaufen wollten, wie sonst auch. Der Wirt war es auch gewesen, der ihnen den Tip mit dem Kanal gegeben hatte. Wir entschieden uns, dass die Diebe – mit mir als Stellvertreter für das ohnmächtige Weichei – den Wein verkaufen sollten, um den Wirt in flagranti zu ertappen. Leider erkannte der alte Fuchs unseren Versuch und kaufte den Wein nicht, er wollte unbedingt eine Quittung sehen, die wir natürlich nicht hatten.

Zusammen mit Rudolph Blaudorn brachten wir die Diebe dann zur Stadtwache, deren Hauptmann uns sagte, dass sie den Wirt der Säbel schon lange als Hehler verdächtigen würden, ihm allerdings nie etwas hatten nachweisen konnten. Später stellte sich heraus, das auch unsere Diebe ihre Geständnisse vor Gericht widerrufen hatten. Ärgerlich, aber so hatten wir immerhin den Diebstählen ein Ende gesetzt. Als wir die Karte im Katasteramt zurückgaben, konnten wir immerhin erfragen, dass ein gewisser Gruppler, ein Konkurrent der Blaudorns, die selbe Karte vor einigen Monaten entliehen hatte. Langsam zeichnete sich ab, dass dieser Gruppler möglicherweise versuchte, Blaudorn das Leben schwer zu machen.

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